Mit Triamedica schließt eine große Physiotherapie-Praxis, dafür wächst der Standort im Nachbarort. Die Entscheidung, ihre Hintergründe und die Folgen.
Die ersten Termine am Morgen gibt es um 6 Uhr, die letzten am Abend um 20 Uhr. Solche Öffnungszeiten, die besonders für Berufstätige attraktiv sind, bieten nur wenige Physiotherapie-Praxen in Illertissen. Und nur wenige beschäftigen mehr als eine Handvoll Therapeutinnen und Therapeuten. Wie groß der Bedarf an den Behandlungen ist, zeigen die Wartezeiten, die meist mindestens vier und manchmal mehr als sechs Wochen betragen. Im Herbst schließt eine Praxis ihre Illertisser Räume. Was dahinter steckt und wie es weitergeht.
Im Herbst 2009 eröffneten Corinna Fischer-Schwarz und Kai Fischer ihre Praxis, die neben Physiotherapie auch Ernährungsberatung, Ernährungstherapie, Rehabilitation und betriebliches Gesundheitsmanagement anbietet. Die Räume in der Hauptstraße 12 sind bis heute die gleichen: vier Behandlungszimmer, ein Gymnastikraum und ein Trainingsbereich. Der Mietvertrag lief zunächst über fünf Jahre und wurde zweimal verlängert. Nun wünschte sich das Betreiberpaar Modernisierungen, doch die blieben aus. Corinna Fischer-Schwarz und Kai Fischer machten sich auf die Suche nach anderen Räumen. Ohne Erfolg. Eine ausreichend große und barrierefreie Immobilie mit genügend Räumen in der passenden Größe und Wänden, durch die vertrauliche Patientengespräche nicht zu hören sind, fanden sie nicht. Ein Denkprozess begann.
350 Behandlungen pro Woche bei Triamedica in Illertissen
Kai Fischer nennt sich selbst einen Menschen, der schlecht nein sagen kann. „Ich behandle unglaublich gern“, betont er. Die Arbeitsbelastung sei dadurch groß gewesen – auch für seine Frau. Während er bis spät am Abend in der Praxis und auf Hausbesuchen war, kümmerte sie sich nachmittags um die Kinder und übernahm spätabends Verwaltungsaufgaben für Triamedica. Das soll sich ändern.
Kai Fischer wechselt zum Schulwerk der Diözese Augsburg und arbeitet ab dem neuen Schuljahr als Sportlehrer – je zur Hälfte für das Kolleg der Schulbrüder und die Johannes-von-La-Salle-Realschule. „Es ist ein Neustart für mich und es ist ein guter Zeitpunkt dafür“, findet Kai Fischer, der Sport studiert hat. Corinna Fischer-Schwarz wird weiter therapeutisch arbeiten und sich ums Praxismanagement kümmern – aber, so hofft sie, nicht mehr so oft zu so später Stunde. Der neue Beruf ihres Mannes soll ihm mehr Zeit für die Kinder bringen.
Physiotherapie: Standort in Buch bleibt und wird wachsen
Seit Januar 2023 betreibt Triamedica eine Filialpraxis in Buch. Corinna Fischer-Schwarz schwärmt von den modernen Räumen dort. Fast das gesamte Team wechselt Ende Oktober komplett in den Illertisser Nachbarort. „Für mich ändert sich nicht so viel, das hat die Entscheidung einfacher gemacht“, beschreibt sie. Viele Patientinnen und Patienten wollen trotz des Ortswechsels weiter in die Praxis kommen. Schwer werde es für Berufstätige, die in kurzen Arbeitspausen kommen, vermutet Kai Fischer. Und schwer könnte es für Ältere werden: Wer auf einen Fahrdienst angewiesen ist, bekommt die Kosten nur innerhalb des Wohnorts erstattet.
Das Aus in Illertissen dürfte spürbar sein. Schon jetzt haben viele Praxen eine Wartezeit von mehreren Wochen – die mit Pech länger ist, als ein Kassenrezept gilt. „Physiotherapeut ist ein Mangelberuf“, sagt Kai Fischer. Die Arbeitszeiten, die nötig sind, um Berufstätige vor und nach der Arbeit behandeln zu können, seien für viele unattraktiv. Gleichzeitig könnte der Bedarf durch den Zuzug weiter zunehmen. Bei Triamedica in Illertissen gibt es pro Woche aktuell rund 350 Behandlungen, in Buch bis zu 150. Bedarf an weiteren Therapeutinnen und Therapeuten wäre da, ist sich das Ehepaar einig.
Quelle: Illertisser Zeitung von Sebastian Mayr
Bilder von unserer Praxis in Buch:





